Zollkreuzer

Die Wappen von Blumenthal

Hierbei handelt es sich um den Nachbau eines um 1955 auf der Lürssen Werft in Bremen Vegesack gebauten Zollkreuzers, dessen Überführung später nach Somalia erfolgte. Das Boot wurde seinerzeit komplett aus Holz gebaut. Originalbilder sind im Netz leider keine zu finden. Mein Grossvater baute dieses Boot, als Modell, nach. Sehr selten bekommt man so eine  Rumpfform, zu sehen. Ich suche weiterhin nach einem Bild vom Original.

Der Zollkreuzer mit Verbrennungsmotor

Mitte der 60ziger Jahre wurde der Elektromotor des Zollkreuzer gegen einen Verbrennungsmotor ausgetauscht. Ein Glühzündermotor mit 4,8 ccm Hubraum wurde in das Boot eingebaut. Da es sich hierbei um einen Motor für Flugmodelle handelte, musste er erst für eine Wasserkühlung umbebaut werden. In der Regel reicht hierzu eine, stramm um den Zylinderkopf gewickelte, Kühlschlange aus. Versehen mit Schalldämpfer und Ölabscheider für das nicht verbrannte Rizinusöl, fuhr das Boot recht flott und erzeugte dabei ein mächtiges Wellenbild. Es war jetzt, wegen der nicht mehr benötigten Akkus, wesentlich leichter in seinem Gesamtgewicht geworden. Aus dem Verdränger wurde nun schon fast ein Gleiter. Hierzu trug das günstige Leistungsgewicht bei, das der Verbrennungsmotor bot. Trotzdem war der Antrieb, für die von ihm erbrachte Leistung, verhältnismässig leise. Eine Tankfüllung von ca. 250 ccm reichte für etwa 20-30 min Fahrzeit. Später wurde das Boot noch mit einen elektrischen Anlasser ausgerüstet. Die hier für benötigten Akkus blieben jedoch, wegen ihrer Grösse und ihres Gewichtes, an Land. Es war eine nette “ Spielerei “, nur war die Zeit für kleine und dennoch leistungsfähige Akkus noch nicht reif. Der Motor sprang so gut an, dass man sich die schweren Akkus sparen konnte und ihn weiterhin mit einem Lederschnürsenkel startete.

Ein Wendegetriebe zum Rückwärtsfahren, sollte das Zollboot um eine wichtige Funktion bereichern. Da es mit einem Verbrennungsmotor nicht ohne weiteres möglich ist, rückwärts zu fahren, wurde ein Wendegetriebe geplant und gebaut. Um den Geräuschpegel gering zu halten sollten bei der vorwärts Fahrt, keine Zahnräder in der Kraftübertragung mitlaufen. Daher entschied man sich für den Bau eines Getriebes nach dem Prinzip eines Sperrdifferentials. Hierbei wird ein Differentialgetriebe, das sich zwischen zwei Konuskupplungen befindet, für die Drehrichtungsumkehr eingesetzt. Für die vorwärts Fahrt kuppelt man den Getriebekorpus gegen die sich drehende Antriebswelle, der Schraubenseite und für die rückwärts Fahrt gegen das feststehende Getriebegehäuse. Zwischen den beiden Kuppelzuständen, befindet sich der Leerlauf.

Das benötigte Material für das Wendegetriebe wurde beschafft und mein Vater übernahm die umfangreichen Dreh- und Fräsarbeiten auf seiner Drehmaschine.

Danach folgte der Einbau des Antriebes in den Rumpf des Zollkreuzers. Hinzu kamen noch die Teile, die für die Umsteuerung des Getriebes erforderlich waren, eine elektrische Speisepumpe für das Kühlwasser und eine automatische Heizung für die Glühkerze. Diese war notwendig, damit der Glühwendel der Kerze bei Lastwechsel nicht erlosch und somit der Motor stehen blieb. Passierte einem dies einmal, so blieb das Boot oftmals kurz vor dem Ufer liegen, so dass man es gerade nicht mehr erreichen konnte. Man benötigte also zusätzlich noch ein kleines Rettungsboot. Die Badehose war zu dieser Zeit obligatorisch. Aber i. R. funktionierte alles zur Zufriedenheit des Erbauers. Kleinigkeiten, die es zu Verbessern galt, gab es allerdings immer. Da waren die Konuskupplungen, die einen zu großen Schlupf aufwiesen und mittels O-Ringe im Konus, griffig gemacht werden mussten. Auch wurden Änderungen in der Umsteuermechanik notwendig, um auf das Umsteuerservo nicht allzu große Kräfte wirken zu lassen.

Der Zollkreuzer mit E-Antrieb

Da heutzutage nur noch dort Verbrenner-Modelle betrieben werden dürfen, wo auch die “Grossen” fahren, blieb mir keine andere Wahl, als nach Jahren des Verbrennerbetriebes, wieder auf Elektrobetrieb umzustellen. Zu Mal der See, auf dem häufig gefahren wird, in einem Naturschutzgebiet liegt.

Der ausgebaute Lüfter-Motor eines Audi 80 kam da gerade recht. Nach einigen Testläufen wurde festgestellt, dass dieser Motor ein recht hohes Drehmoment bei einer niedrigen Drehzahl hat. Weitere Tests ergaben, dass dieser Motor, der permanentes Magnetfeld besitzt, nochmals deutlich mehr Leistung abgibt, wenn man ihn mit 24V statt mit 12V betreibt. Dann allerdings wassergekühlt. Also wurde der “ Neue ” probeweise, als Direktantrieb, in das Boot eingebaut. Mit 24V und einer passenden Hochleistungsrennschraube zieht der Motor im Stand, einen Strom von etwa 7,5A. Die noch vorhandene Wasserkühlungsanschlüsse werden also weiterhin benötigt. Hier wird durch den Schraubenstrahl das Kühlwasser direkt in die Kühlschlange des Motors gedrückt und tritt links an der Bordkante wieder aus. So ist eine optische Kontrolle der Kühlfunktion jederzeit gegeben. Die Maschine wird nur handwarm. Zur Drehzahlregelung trägt eine getaktete Leistungsendstufe bei, die zusätzlich mit zwei 20A KFZ Umpol- und einem Speedrelais ausgerüstet ist. Zwei 12V 7Ah Bleigelakkus dienen als Fahrakku und geben dem Boot den richtigen Tiefgang. Der Fahrregler selbst ist ein Eigenbau und taktet die Endstufe mit ca. 7Khz. Ein Speed-Relais (wirksam in der Vollgas Stellung) schaltet die 24V direkt auf die Maschine. Zur 24V Fahrbatteriekontrolle dient ein kleines Milliamperemeter unter dem vorderen Lukendeckel. Es ist als Spannungslupe geschaltet und zeigt nur den Bereich 21- 27V an. Eine Unterspannungsanzeige (< 21,6V) wird durch eine rote 10 mm Blink-LED realisiert, die sich oberhalb des Instrumentes befindet. Gemessen wird direkt an den Akkuanschlüssen. Die beiden 12V 7Ah Akkus befinden sich links und rechts, neben der verlängerten Antriebswelle des Motors, in Seitenlage mit den Anschlussfahnen nach innen. Zwischen den unteren Anschlussfahnen wurde eine 15A KFZ-Sicherung geschaltet.– Sicher ist Sicher –. Die beiden oben liegenden Anschlussfahnen gehen direkt mit 2,5 qmm zur Klemmleiste des Fahrreglers. Dieser befindet sich mit seinem Kühlkörper, rechts zwischen zwei Spanten, in Höhe der Anschlussklemmen des Motors.
Für die Beleuchtung des Bootes wurde ein 5V Schaltregler eingebaut.

Der Empfänger und die Steuerelemente werden über einen separaten 4,8V 600mAh NC Akku versorgt.

Ein Schaltkanal mit Memoryfunktion wird zum Ein- und Ausschalten der Beleuchtung verwendet. 2x Positionslampen 2x Innenbeleuchtung und 2x die großen Suchscheinwerfer. Ein Schaltkanal ohne Memoryfunktion schaltet die beiden Suchscheinwerfer bei vor- oder rückwärts Fahrt um. Die 5V Stromversorgung für die Lampen wird durch einen Stepdown Schaltregler, mit einem guten Wirkungsgrad, aus den 24V generiert. Diese Komponenten befinden sich im hinteren Teil des Bootes.

Der Empfänger, der Empfängerakku und der Fahrreglergrundbaustein befinden sich in der vorderen Bugsektion des Bootes. Von hier führt auch die Antenne über eine Buchse durch das Deck und dann vom Bug schräg nach oben zur Mastspitze.

Das Ruderservo befindet sich auf der linken Innenbordseite in Höhe der Maschine und ist über eine Hartrohrstange mit der Ruderblattanlenkung verbunden. Ein Umschlagen des Ruderblattes, das bei dieser Art der Anlenkung möglich wäre, verhindert ein zusätzliches Führungsseil.

Zwecks Trimmung wurden die meisten Fernsteuerkomponenten erst einmal provisorisch im Bootsrumpf fixiert. Hier wird dann später noch etwas “ nachgearbeitet ”.

Die Geschichte des Zollkreuzers

Zu Beginn der 50ziger Jahre entdeckte mein Großvater auf der Lürssen Werft in Bremen-Vegesack ein kleines Zollboot, das ihm sehr gut gefiel. Er fertigte eine Skizze des Bootes an und entwarf dazu den passenden Spantenriss. Gebaut wurde das Boot dann in Teamarbeit. Mein Großvater, ein gelernter Stellmachermeister, übernahm die Holzarbeiten, mein Onkel die Schleif- und Lackierarbeiten. Mein Vater baute seine erste Funkfernsteuerung für das Boot zusammen. Der gesamte Aufbau des Bootes wurde in Leistenbauweise vorgenommen. Auch das Deck besteht aus einzelnen, auf einem Papierbogen miteinander verleimten Leisten. Diese Einheit wurde dann am Rand der Bordwand mit dem Rumpf verschraubt. Eine Scheuerleiste aus Kunststoff deckt die Naht ab. Alle Aufbauten wurden aus Edelhölzern in Handarbeit gefertigt. Zum Schluss versiegelte man das Deck und die Aufbauten mit Klarlack. Die Besatzung besteht aus drei geschnitzten Figuren, die hinter dem Ruder und im Fahrstand platziert wurden. Große Suchscheinwerfer entstanden aus den Reflektoren zweier Taschenlampen. Diese hat man in zwei Holzzylinder eingesetzt und ihre Rückseiten mit dünnen Scheiben aus Pertinax verschlossen.

Mit einer Funkfernsteuerung sollte das Boot gesteuert werden. Ein Vorhaben, das zur damaligen Zeit überwiegend von Funkamateuren bewerkstelligt wurde.

Vieles wurde in dieser Zeit improvisiert, denn für den RC Modellbau gab es nur wenige Teile. Und wenn es doch etwas gab, so war es sehr teuer. Also wurde nach Alternativen gesucht. Ausgeschlachtete Teile aus Flugzeugen und Funkgeräten wurden so umgebaut, dass man sie für den Modellbau verwenden konnte. Viele Steuerungskomponenten wurden gebaut, getestet und wieder verworfen. Mit einer Länge von 1,30 m, einer Breite von 0,35 m und einer Höhe von 0,70 m, sowie einem Gewicht von etwa 15Kg, war es dann soweit.

So wollten selbst Anfang der 60ziger Jahre – allerdings oftmals ältere Leute -
es nicht glauben, dass man ein Schiffsmodell, auch ohne eine bestehende
Kabelverbindung, steuern konnte.

Im Jahre 1955 lief die “Wappen von Blumenthal” unter Bremer Flagge vom Stapel

Eine großer Transportkasten mit einem Einschubrahmen für das Modell und mit Schiebeschotten an Stirnseiten, wurde auf das Untergestell eines alten Kinderwagen montiert. Nun war man “ mobil “ und das Boot konnte geschützt, zum nahegelegenen Ziegeleiteich oder an die Weser, transportiert werden. Ja selbst das Fahren auf der Weser, am Blumenthaler Strand nahe dem Fähranleger, wurde durch die Funkfernsteuerung möglich. Dieses war allerdings, wegen der großen Schiffe die dort fuhren, sehr risikoreich – aber es funktionierte. Auch ließ die Frequenzstabilität des Empfängers, durch die hohen Temperaturschwankungen im Innern des Bootes herschten, sehr zu wünschen übrig. Hierdurch war die Reichweite der Fernsteuerung häufig stark eingeschränkt. Auch durfte das Boot nicht zu schnell fahren, da man sonst mit dem “ Steuern ” nicht nach kam. Denn gesteuert wurde mit einem Nummernschalter (Telefonwählscheibe), mit den Ziffern 1-0. Die niedrigen Ziffern blieben, wegen ihrer schnellen Wahlwiederholzeit, der Rudersteuerung  vorbehalten. Dann folgten die Steuersignale für den Antriebsmotor.  Die höheren Ziffern galten den Sonderfunktionen, wie der Beleuchtung. Eine kleine Tabelle, zeigte die der Ziffer zugeordnete Funktion an und erleichterte damit die Steuerung des Modells. Diese Tabelle befand sich direkt neben dem Nummernschalter am Sender. Der Sender hatte die Größe eines Aktenkoffers, wog etwa 5 Kg und trug auf der linken Seite eine über 2 m lange, aus fünf dünnen Aluminiumrohren zusammengesteckte, Stabantenne. Das Sendergehäuse bestand aus einem stabilen Holzrahmen, in dessen Mitte sich ein Tragegriff befand. Die Vorder- und Rückseite des Gehäuses wurde durch eingeschobene Seitenteile verschlossen. In diesem Gehäuse befand sich ein Chassis, auf dem der Sender und der Spannungswandler aufgebaut waren. Gesendet wurde auf der Frequenz 27,12 MHz in A1, der getasteten Trägerfrequenz. Als Stromversorgung diente ein 6V/4Ah Motorrad-Akku, der neben dem Chassis im Gehäuse mittels eines Spanngurtes befestigt wurde. Ein Antennenstrom Meßgerät, dass sich neben der Sendeantenne befand, diente zur Kontrolle des Sendesignals. Der Empfänger bestand aus einem Pendelaudion mit nur einer Röhre. Ein kleines Milliamperemeter, das unter dem vorderen, mit mehreren Lichtdurchlässen versehenen Lukendeckel des Bootes eingebaut wurde, zeigte den Anodenstrom und damit die Funktion des Empfängers an. Man hatte nur  e i n e n  einzigen Kanal zur Steuerung des Bootes zur Verfügung. Die Auswertung der Impulse, die am Empfangsrelais zur Verfügung standen, erfolgte elektromechanisch. Eine Schiene mit einem Wähler-Relais (WR) und mehreren Flach-Relais (48er) war hierfür notwendig. Zwei 6V/4Ah Motorrad-Akkus dienten dem Boot als Stromversorgung.

1956 zog man von Bremen-Blumenthal nach Harburg

Anfang der 60ziger Jahre boomte der Modellbau. Auch an Harburg ging er nicht spurlos vorbei. Es bildete sich eine immer größer werdende Schar von Modellbauern, die sich regelmäßig Sonntagvormittag am Außenmühlenteich oder am Feuerlöschteich in Harburg trafen. Auch die Anzahl der Schiffsmodelle nahm stetig zu. Anfangs mußte man sich mit dem Fahren noch abwechseln, da man Pendelempfänger verwendete, die keinen Mehrfachbetrieb zuließen. Etwas später wurde die Amplitudenmodulation (AM) für Fernsteueranlagen zugelassen. Mittlerweile war ein Mehrkanalbetrieb durch die Tonmodulation möglich geworden. Jeder Schaltkanal bekam seine eigene Tonfrequenz zugewiesen, woraufhin ein Relais anzog. Anfangs setzte man hierfür ein kleines frequenzabhängiges Zungenrelais ein.
Dieses alles geschah jedoch immer noch unter der Verwendung von Pendelempfängern. Erst 1966 kamen die ersten Superhetempfänger für den Modellbau auf den Markt. Mein Vater baute sich seinen “ Superhet “ selbst. Es waren immer noch die Tonkanalanlagen, als sog. Tippanlagen, in Betrieb. Ein Simultanbetrieb zweier Kanäle war auch schon möglich und es konnten bereits mehrere Modelle, auf unterschiedlichen Kanal Frequenzen, gleichzeitig gesteuert werden.

Betrieben wurde die “ Wappen von Blumenthal “ lange Zeit mit einer 3 Tonkanal Tippanlage auf 27,12 MHz in AM. Später dann, mit den digitalen Proportional Anlagen, ebenfalls in AM. Auch diese Anlagen wurden von meinem Vater noch selber gebaut, dann allerdings schon mittels eines Bausatzes. Danach lohnte sich der Eigenbau nicht mehr und man kaufte fertige Anlagen, die dann mit der noch störsicheren Frequenzmodulation (FM) arbeiteten. Danach hielt die Digitaltechnik Einzug in die Modellbautechnik. Man suchte ständig nach einer noch größeren Störsicherheit, beim Betrieb der Modelle.

Bis zum späten Ende der 70iger Jahre fuhr das Zollboot noch auf dem Außenmühlenteich. Anfangs viele Jahre mit einem Elektroantrieb, dann mit einem 4,8 ccm Verbrennungsmotor, einem Glühzünder dessen Kraftstoffgemisch, aus Methanol, Rizinusöl und Nitromethan, bestand. Mit Schalldämpfer und Ölabscheider versehen, fuhr man auf den verschiedensten Seen in der näheren Umgebung rund um Harburg. Leistungsstark und doch leise, zog die “ Wappen von Blumenthal “ zuverlässig ihre Kreise. Nur eine kleine bläuliche Rauchwolke, die aus dem Auspuffrohr kräuselte und ein wenig nach einer Frittenbude roch, zeigte einem an, dass hier ein “ Verbrenner ” im Bootsrumpf werkelte.

Die gesamte Palette der technischen Entwicklungen von Fernsteuerungsanlagen bekam sie im laufe der Jahrzehnte in ihren Rumpf geladen. Fast alle Anlagen erstellte mein Vater im Eigenbau und sie waren sein ganzer Stolz.

Mittlerweile erhielt das Zollboot einen elektrischen Anlasser. Er wurde jedoch nach einiger Zeit wieder entfernt, da der Motor sich dank seiner großen Schwungmasse, leicht mit der Hand anwerfen ließ. Nun brauchte man keine schweren Starterakkus mehr zu transportieren. Diese blieben, wegen ihres großen Gewichtes, ohnehin an Land.

Der Zahn der Zeit

Immer wieder machten dem Bootsrumpf Trocknungsrisse Probleme. Das führte dazu, das man das Unterwasserschiff mit einer Vergussmasse für Kabelmuffen beschichtete. Diese trocknete allerdings nur sehr langsam, da sie in der Fläche keine Eigentemperatur entwickeln konnte und  daher sehr schlecht aushärtete. Hier wurde dann mit einer Lötlampe kräftig nachgeholfen.

Die Segelboote eroberten das Herz meines Vaters

Ebenfalls zu Beginn der 60ziger Jahre begann mein Vater mit dem Bau von Segelbooten. Etwa 1967 wurde der Harburg-Wilhelmsburger Modell Bau Club (MBC) gegründet. In diesem Club entstanden in den nächsten Jahrzehnten viele neue Modelle. Unter anderem Segelschiffsmodelle die speziell für Regatten gebaut wurden. Man hatte sich dem Nauticus, dem Dachverband für den Modellsport, angeschlossen und so segelte man bundesweit bei vielen Regatten mit. Eine Startanlagen, für die Segelregatten in Harburg, wurde von meinem Vater geplant und gebaut. Er gewann in den 70ziger Jahren viele Preise und erhielt viele Urkunden. Die Segelschiffsmodelle wurden in ihren Klassen immer grösser und professioneller und leichter. Dadurch natürlich auch immer schneller, aber auch empfindlicher bei eventuellen Kollisionen.

Eine Zeit lang übernahm mein Vater den Schriftverkehr des Vereins, der für die Austragung der Regatten in Harburg an der Außenmühle, notwendig war.

Es begann 1961 mit einem kleinen Segelschiff und einem Kastenrumpf, danach folgten die Knickspannter und später kamen die ersten Polyester-Rümpfe, die in Teamarbeit innerhalb des Clubs hergestellt wurden, hinzu. Hier entstanden erst die M-Boote und dann die TEN-Rater, das sind reine Rennsegler, aufgeteilt in Klassen. Die Entwicklung ging immer weiter in die Richtung noch leichter und noch schneller, aber auch noch empfindlicher gegen “ Feindberührungen”. Kohlefaser und Kevlar wurde im Bootsbau eingesetzt, das ist das Material der Spezialisten. Doch da konnten und wollten viele Modellbauer nicht mehr mitziehen, da die Preise nun ins Astronomische kletterten……. Zum Abschluss folgten die 1m Boote, deren Segel aus Zeichenfolie hergestellt wurden. Sie sind klein, leicht und gut zu Segeln. Ihre Segel werden wegen ihrer Knickempfindlichkeit, in Segeltaschen transportiert, die leider groß und sperrig sind.

Ruhe kehrte im Clubleben ein. Es folgte die Teilnahme des Clubs an einigen Ausstellungen in den Hamburger Messehallen. Aber mit dem beruflichen Ruhestand, ging auch die Modellbautätigkeit meines Vaters stark zurück.     — Beruf und Hobby waren viele Jahrzehnte eng miteinander verknüpft —

Der Verein hatte seine Blütezeit in den 70ziger, 80ziger und 90ziger Jahren. Derzeit hat er Probleme weiterhin zu existieren, da ein Mangel an jungen Modellbauern besteht, die dort weitermachen, wo die “ Alten “ aufhören oder bereits aufgehört haben. Es ist ein Phänomen unserer Zeit, unter dem heute viele Vereine leiden. Die schnelle Entwicklung in der Technologie, läßt wenig Zeit zur Ruhe.

Parallel zu dieser Entwicklung ging es hier weiter

1978 zog die “ Wappen von Blumenthal “ von Harburg nach Radbruch.

Immer noch, mit dem ersten Verbrennungsmotor ausgerüstet, stand die “Wappen von Blumenthal” bei mir im Keller. Andere “ Dinge ” besaßen halt Priorität.

Doch dann war es wieder so weit.

Nun war sie an der Reihe………….. die dritte Generation……..

Durch die Übernahme des ersten M Bootes meines Vaters, begann ich wieder mit der “ Segellei ”. Auch der “ Dachs ” wurde wieder hervor geholt und seine Maschine gangbar gemacht.

Wo ich 1968 aufgehört hatte, setzte ich 1985 wieder ein. Beim Umzug meiner Eltern kam noch ein angefangener U-Bootrumpf zum Vorschein…………….. Die U25, ähnlich der von Krick, etwa 1,36m lang, in Schichtbauweise aufgebaut und halbfertig.

So wurde das Zollboot Mitte der 80ziger Jahre, wieder mit einer Proportionalanlage auf 27 MHz, ausgerüstet. Gefahren wurde auf verschiedenen Seen in meinem Umfeld. Der Inselsee, in Scharnebeck nahe dem Schiffshebewerk, blieb für längere Zeit mein Modellrevier.

Dann war man eines Tages die ewige “Rizinusschmiererei” beim Betrieb mit dem Verbrenner leid. Auch das Holz und die Lackierungen litten unter den Ausdünstungen des Methanol-Rizinusgemisches. Dazu kam daß die Uferböschung des bevorzugten Reviers, dem Inselsee in Scharnebeck, wegen Abbruchgefahr der Böschung, lange Zeit nicht mehr betreten werden durfte. Ein anderer See in meiner Nähe, stand derzeit für Freizeitaktivitäten nicht zur Verfügung, war zu klein, oder durfte nicht genutzt werden.

Ich sah mich also nach einem neuen See um, und traf mich mit anderen Modellbaufreunden in Maschen, am Moorsee wieder. Dieser See liegt allerdings in einem Naturschutzgebiet und somit ist der Einsatz eines Verbrenners als Antrieb tabu. Leider spielt es dabei keine Rolle, w i e ein Verbrenner betrieben wird. — Verbrenner ist halt Verbrenner –

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Das Boot liegt jetzt wieder exakt bis zur vorgegebenen Wasserlinie im Wasser und das Fahrbild, mit den sich dabei bildenden Wellen, sieht hervorragend aus. Der Betrieb des Bootes ist sehr leise und lässt die Wellen sowie die Herzen der Zuschauer höher schlagen.

Nun stand eine komplette Renovierung des Bootes an. Der Rumpf, das Deck und die Aufbauten hatten eine Renovierung dringend nötig, es begannen sich bereits die Verbindungsstellen zwischen den Edelhölzern aufzulösen. Von Grund auf erfolgte nun ein Arbeitsgang nach dem Anderen. Schleifen, Grundieren und Lackieren war angesagt. Das Deck wurde abgezogen, Risse ausgebessert und schließlich mit Bootslack neu versiegelt. Die über Jahrzehnte blind gewordenen Kunststoffscheiben des Fahrstandes wurden erneuert, so daß das Boot wieder in neuem Glanz erstrahlte. Auch die Beleuchtung ist wieder betriebsfähig und kann über Funk eingeschaltet werden.

Auf vielen Modellbau Ausstellungen war dieses Modell bereits zu bewundern.

An mach schönem Wochenende geht die “ Wappen von Blumenthal ” auf dem Maschener Moorsee, in ihrer vollen Pracht, auf große Fahrt.                                     — Ein echter Hingucker —

Die Bremer Flagge am Heck des Bootes

Nicht ganz maßstabgetreu, aber sonst dem Original schon sehr ähnlich, stellt sie die Landesflagge der Hanse Stadt Bremen dar. Die original Flagge ist rot und weiß mindestens achtmal gestreift und am Flaggenstock mit abwechselnden rot weißen Farbwürfeln zweimal gesäumt. Die Flaggenfarben wurden wahrscheinlich aus der mittelalterlichen Reichssturmfahne übernommen, die auf rotem Grund ein weisses Kreuz trug. Sie wurden im Mittelalter zum Bestandteil vieler Hoheitszeichen.

Galerie RC

Einige der ersten selbstgebauten RC Anlagen meines Vaters aus den Anfängen seiner Modellbauzeit.