Dachs

Ein Schnellboot Typ 142 der Zobel-Klasse

M 1:45 von Graupner-Modellbau


1965 erwarb ich einen Schnellbaukasten des Schnellbootes “ Dachs ”. Ich ahnte nicht, worauf ich mich da eingelassen hatte. Zu dem “ Schnellbaukasten ” benötigte man dann auch noch den dazugehörigen Beschlagsatz. Als Antriebsmotor sollte ein bereits vorhandener Verbrennungsmotor vom Typ ENYA mit 1,7 ccm Hubraum dienen. Der Rumpf muss deshalb schon eine gewisse Festigkeit besitzen. Die großen Formteile des Rumpfes bestehen jedoch aus Balsaholz. Da Balsaholz sehr weich und druckempfindlich ist, muss es mit Polyesterharz getränkt werden. Ich hatte zuvor bereits einen fertigen “ Dachs ” am Teich gesehen und so erkannte man schnell die Schwachstellen dieses Rumpfes. Die Seitenbeplankung aus dünnem Balsaholz links und rechts, mussten unbedingt verstärkt werden. Dieses geschah schon gleich in der ersten Bauphase durch zusätzliche quer eingeleimte Balsaholzbrettchen. Dieses ergibt ein Sperrholz aus Balsa und ist sehr stabil. Zum Schluss erfolgte ein Einstreichen des kompletten Rumpfes mit Polyesterharz.

Zeitraubend war die Herstellung des Decks mit seinen Aufbauten aus dünnem Birkensperrholz. Es wurden kleine Munitionskisten gebaut, aus einem Buchenrundstab Geschützrohre mit Hilfe einer Bohrmaschine gedrechselt und Torpedorohre aus Pappröhren mit Gummiringen und Keilen in Form gebracht. Alle Teile mussten von innen und außen mit Farbe wasserfest vorgestrichen werden. Lüftungsschlitze für den Verbrenner wurden schon während der Rohbauphase, mittels einer Tischkreissäge, in die Aufbauten gesägt. Es wurde eine monatelange Arbeit, bei der man jedoch sehr viel lernen konnte.
Anschließend bekam der Dachs seinen Anstrich mit den original Farbtönen. Nun endlich konnte man mit dem Einbau des Antriebes und den Steuerungskomponenten beginnen.

Dann kam der Tag, der Jungfernfahrt auf dem Harburger Außenmühlenteich. Nach einigen Trimmaktionen mit kleinen Bleigewichten, konnte man einen Kompromiss zwischen einer Schieflage im Stand und einer Kränkung bei voller Fahrt erzielen. Hinten, seitlich am Rumpf angebrachte Heckflossen aus VA Blech geformt, brachten leider auch nicht den gewünschten Erfolg, das Boot während der Fahrt zu stabilisieren.

Manchmal passierte es, dass der Motor plötzlich unverhofft stehen blieb und das Boot manövrierunfähig auf dem Teich schwamm. Dann hat man gewartet, bis das Boot vom Wind irgendwo ans Ufer gedrückt wurde, oder man ruderte mit einem Boot zur Bergung hinaus. Die Ursache für das Aussetzen des Motors war sein Vergaser. Im Leerlauf “ ersoff ” nach kurzer Zeit die Glühkerze durch Überfettung und der Motor blieb stehen. Hier wurde von mir eine simple, gasabhängige, Düsennadelfeinverstellung konstruiert. Diese hat sich bis heute, auch bei anderen Motoren, gut bewährt.

Trotz all der kleinen Tücken, die die Technik für einen bereit hält, so macht es doch immer wieder sehr viel Spaß dieses Modell aus der Ferne zu steuern und das ist ja schließlich die Hauptsache.

Ein Getriebe für den Dachs

Der Dachs wurde schon zu Beginn des Baus für den Betrieb mit einem Verbrennungsmotor vorgesehen. Der Hubraum beträgt 1,7 ccm. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ein Wendegetriebe für die rückwärts Fahrt zu konstruieren war. Nur wie baut man bei einem vorhandenen Zwischenraum von nur 34 mm ein kleines Wendegetriebe, das robust genug ist, die Leistung eines Verbrenners, problemlos zu übertragen und keine zusätzlichen Geräusche während der vorwärts Fahrt erzeugt. Der maximal mögliche Durchmesser des Getriebes war ebenfalls baulich vorgegeben und durfte daher nicht all zu groß ausfallen. Angeregt durch Publikationen in den einschlägigen Modellbau Zeitschriften, entwickelte ich mein eigenes Wendegetriebe. Jedes Teil wurde extra angefertigt. Dazu gehörte auch eine Feder mit speziellen Maßen, die dann auch noch einen verhältnismäßig hohen Druck ausüben sollte. Hier waren die Künste des Ausglühen, Biegen, Härten und Anlassen, gefragt. Viele Versuche gingen dabei in die Hose. Fertig vorhanden waren lediglich die Kugellager und die Kugeln für die Kraftübertragung. Der Rest war Arbeit und viel Zeit. Auf einer Uhrmacher-Drehmaschine brachte man schließlich dieses kleine Werk zustande.

In den nachfolgenden Bildern werden einige Teile dieses filigranen Getriebes dargestellt.

Als Mitnehmer in den Konen der Kupplungen erwiesen sich O-Ringe als die Lösung. Versuche mit verschiedenen Winkelgraden der Konen, oder Haftverbesserer wie Kolophonium, erwiesen sich als ’ nur bedingt brauchbar ‘.

Glatte Laufflächen sind für den Kraftschluss über die Kugeln sind besonders wichtig. Diese sollten unbedingt aus gehärteten Stahlscheiben bestehen. Versuche mit Flächen aus Messing zeigten, das sich die Kugeln durch den hohen Druck unter den sie stehen, bereits nach sehr kurzer Zeit, in den Laufscheiben einlaufen. Ferner benötigen die nach außen geführten mitlaufenden Stifte, die für das Verschieben der Schaltkulisse zuständig sind, an der Schaltgabel zwei kleine Kugellager um die Reibungsverluste gering zu halten. Während der vorwärts Fahrt wird die Gabel so justiert, dass eine Mitnahme dieser Stifte nicht mehr erfolgt. Somit befindet sich kein unnötiges und energiefressendes Teil an der Wellenanlage.

Weitgehende technische Veränderungen am Modell

Der Einschraubenantrieb macht bei dem schlanken Rumpf, durch das kräftige Gegendrehmoment der Maschine, eine etwas schlechte Figur in Richtung Kränken. Zwei Stabilisierungsflügel am Heck des Unterwasserschiffes brachten hier keine wesentliche Verbesserung der Lage. Später erfuhr ich, dass das Boot mit einem drei Schraubenantrieb ebenfalls mit Kränkungsproblemen zu kämpfen hat. Das Ruder ersetzte ich durch eine Kortdüse, die direkt um die Schraube drehbar gelagert ist, hierdurch wurde das Boot wesentlich wendiger. Die drei original Ruderblätter wurden entfernt. Das Kühlwasser wird aus dem Schraubenwasser der Antriebsschraube gewonnen und über die linke Bordwand wieder abgegeben. So ist die Sichtkontrolle über eine funktionierende Kühlung jederzeit gegeben. Für die vorwärts Fahrt spart man so die Kühlpumpe. Im Leerlauf und während der Rückwärtsfahrt, schwenke ich eine kleine Kreiselpumpe gegen die Schwungmasse des Motors. Eine kleine Feder sorgt für den nötigen Anpressdruck. Die Steuerung hierfür übernimmt das Umsteuerservo, für Vor- Stop- und Rückwärtsfahrt, nebenbei mit. Das Deck wird mittels zweier Schnellverschlüsse sicher verriegelt. Der original “Verschluss” bestand aus 15 kleinen Stahlschrauben !??? Die Abdichtung des Decks wurde von mir aus zwei dünnen, hochflexiblen, Silikonschläuchen realisiert. Da die Bugwelle am Rumpf bis an den Deckverschluss hochzog, wurde eine scharfe Dreikantleiste als Wasserabweiser am Rumpf zusätzlich vor die halbrunde original Leiste gesetzt.